Vom 21. bis 23. November 2022 veranstaltete die DZL-Academy ihr jährliches Symposium zum Thema „Lungenentwicklung, -reparatur und -regeneration“. Im landschaftlich wunderschön gelegenen Schloss Rauischholzhausen (Hessen) trafen sich rund 50 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, um sich mit fünf international renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über aktuelle Themen der Lungenforschung und Karrierewege auszutauschen.
Das Symposium war in fünf aktuelle Forschungsthemen der teilnehmenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller fünf Standorte des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) sowie assoziierter DZL Partner gegliedert. Innerhalb jedes Themas präsentierten vier eingeladene Nachwuchswissenschaftler ihre neuesten Ergebnisse, gefolgt von einer Frage- und Antwortrunde, die ebenso aus dem Kreis der jungen Wissenschaftler moderiert wurden. Ein besonderes Highlight dieser Fragerunden war der vertiefte wissenschaftliche Austausch mit den fünf international renommierten Referentinnen und -Referenten der eingeladenen Keynotes.
In seiner Eröffnungsrede wies Keynote-Referent Dr. William Zaccharias (Cincinnati Children's Hospital Medical Center, Cincinnati, USA) auf die Tatsache hin, dass trotz weltweiter Forschungsanstrengungen noch immer keine Therapien für Patienten zur Verfügung stehen, die die Regeneration erkrankter Lungen fördern. Obwohl feststeht, dass es nicht das eine Medikament für die Lungenregeneration bei Patienten mit verschiedenen Lungenerkrankungen geben wird, ermutigte er die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, über gemeinsame Forschungsthemen und Signalwege nachzudenken, die von einem interdisziplinären Austausch profitieren könnten. Der Keynote-Vortrag von Dr. Purushothama Rao Tata (Duke University, Durham, USA) befasste sich mit den wichtigen Fortschritten in unserem Verständnis der Lungenentwicklung und -regeneration, die durch die Anwendung der Einzel-Zell-Technologie (engl. single-cell) erzielt wurden. Die Einzel-Zell-Technologie hilft uns, die Rolle neu entdeckter Zelltypen und Differenzierungsstadien von Zellen bei einem breiten Spektrum von Lungenerkrankungen zu entschlüsseln. Dieser Aspekt wurde von der Keynote-Referentin Dr. Kerstin Meyer (Wellcome Sanger Institute, Cambridge, UK) wieder aufgegriffen, die die großen Anstrengungen und die wunderbaren Forschungsmöglichkeiten skizzierte, die sich aus dem Human-Lung-Cell-Atlas-Projekt und seinem Ableger, dem „spatial atlasing of the human adult and developing lung“, ergeben haben. Dr. Rob Hynds, Keynote-Referent vom University College London (London, UK), vermittelte wichtige Einblicke in die Herausforderungen, die sich aus der Arbeit an der Entwicklung präregenerativer zellbasierter Therapien ergeben. In dem abschließenden Keynote-Vortrag zeigte Dr. Darcy Wagner (Universität Lund, Schweden), wie Pionierarbeiten mit 3D-Technologien die medizinischen Ansätze zur Förderung der Lungenregeneration vorantreiben. Ihre Arbeiten befassen sich mit dem 3D-Druck der Lungengewebestruktur und Forschungsansätzen zur Unterstützung des Wachstums verschiedener Lungenzelltypen bis hin zum Zusammenschluss zu einer funktionellen Gewebestruktur.
Einen besonderen Exkurs zu einem ganz anderen Atmungssystem präsentierte Dr. Hartmut Michel (Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt), Träger des Nobelpreises für Chemie 1988. Er beschrieb die Meilensteine unzähliger Studien, die letztendlich zur Aufklärung der Photosynthese und Zellatmung beitrugen.
Für die Expertenrunde teilten sich die 50 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in fünf Gruppen auf, um in einem informellen Rahmen von den Erfahrungen der Keynote-Referenten zu lernen. Im Mittelpunkt stand die Frage wie ein erfolgreicher Karriereweg aussehen kann, der die Herausforderungen bei der Einwerbung von Forschungsgeldern, dem Aufbau einer Nachwuchsforschungsgruppe und Zeit für Familie und Freunde berücksichtigt. Die Open-End-Bar am Ender beider Tage lud dazu ein die neuen Erkenntnisse und Erfahrungen in die Praxis umzusetzen.
Das Symposium wurde von den Vorstandsmitglieder der DZL-Academy Professor Rory E. Morty und Professor Elie El Agha mit Unterstützung von Dr. Sezin Czarnecki organisiert.
Ziel der Veranstaltung war es, Nachwuchs- und etablierte Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus der Grundlagenforschung und der klinischen Praxis zusammenzubringen, interdisziplinäre Diskussionen anzuregen, um die translationale Lungenforschung voranzubringen, und Strategien zur Karriereentwicklung aufzuzeigen. In diesem Sinne war das Symposium ein großer Erfolg, wie Professor Rory E. Morty am Ende des Symposiums zusammenfasste: „Wie die Regeneration der kranken Lunge mit neuen Erkenntnissen über die Signalwege zur Entwicklung und Regeneration gelingen kann, stellt die einzige Hoffnung dar, die wir derzeit für die langfristige Behandlung einer Reihe von akuten und chronischen Lungenerkrankungen haben, für die es keine kurativen Therapien gibt. Mit unserem DZL-Academy-Symposium ist es uns gelungen, Nachwuchswissenschaftlerinnen und - wissenschaftler, die sich mit diesem spannenden und herausfordernden Forschungsfragen beschäftigen, mit den führenden Köpfen auf diesem Gebiet zusammenzubringen“. Professor El Agha fügte hinzu: „Es war großartig, endlich ein Treffen in Präsenz zu haben, für das DZL-Nachwuchswissenschaftler aus dem ganzen Land zusammenkommen, um sich mit renommierten Experten auszutauschen. Das Symposium war wie eine Prise positiver Energie, die das Netzwerken beflügelt – und vor allem ein gelungenes Forum für hervorragende Wissenschaft!“
bt