Die Deutsche Lungenstiftung (DLS) verlieh im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Düsseldorf den „Deutschen Dissertationspreis Pneumologie“. Der Preis im Gesamtwert von 6.000 Euro – gestiftet vom Unternehmen Boehringer Ingelheim Pharma – wird für die beste klinische sowie die beste experimentelle Dissertationsarbeit auf dem Gesamtgebiet der Pneumologie ausgeschrieben. Ziel ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Pneumologie.
Für die beste experimentelle Arbeit wurde DZL-Wissenschaftler Dr. Alexander Perniß (Foto) aus Gießen prämiert. Der Preisträger hat mittlerweile eine Position als Postdoctoral Research Fellow am Brigham and Women‘s Hospital der Harvard Medical School in Boston an der amerikanischen Ostküste angenommen. Im Rahmen seiner Dissertation an der Universität Gießen hat er sich mit den Abwehr- und Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege beschäftigt, der sogenannten mukoziliären Clearance. Seine Arbeit mit dem Titel „Pathogenerkennung durch solitäre chemosensorische Zellen und Koppelung an die mukoziliäre Clearance“ hatte unter anderem das Ziel, zu untersuchen, welche Zellen in den Atemwegen das Signalmolekül Acetylcholin freisetzen können und was zu dieser Freisetzung führt. „Acetylcholin reguliert verschiedene Abläufe im Körper und ist vor allem für die Signalübertragung im Nervensystem essenziell. Zudem spielt Acetylcholin bei verschiedenen Erkrankungen der Atemwege wie Asthma und COPD eine entscheidende Rolle“, erläutert Perniß. Er hat sich in diesem Zusammenhang in der Luftröhre von Mäusen die sogenannten solitären cholinergen chemosensorischen Zellen genauer angeschaut. Diese werden auch als Bürstenzellen bezeichnet. Im Rahmen der Arbeit ließ sich erstmals nachweisen, dass diese Zellen Acetylcholin freisetzen können.
Mittels verschiedener Versuche und Methodiken konnte der Preisträger mit seinen Kolleginnen und Kollegen eine neue Klasse von bakteriellen Produkten identifizieren, welche den Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege verstärken. Diese bakteriellen Produkte waren auch in Proben von Patienten zu erkennen. Erstmals überhaupt konnte nachgewiesen werden, dass Bürstenzellen diese bakteriellen Signalstoffe erkennen und infolgedessen Acetylcholin freisetzen. „Dies wiederum steigert die Selbstreinigung der Atemwege und schützt somit den Körper vor einer Ausbreitung der Infektion in den Atemwegen. Bürstenzellen sind nicht nur in Mäusen und anderen Säugetieren zu finden, sondern auch beim Menschen nachzuweisen“, sagt Permiß. Die gewonnenen Kenntnisse aus seiner Arbeit bilden die Grundlage für zukünftige Arbeiten des Preisträgers und anderen Forschern weltweit, in denen die Funktionen dieser Zellen im Menschen genauer untersucht werden. „Von den allesamt sehr guten experimentellen Arbeiten, die wir dieses Jahr beurteilt haben, hat uns die Arbeit von Dr. Perniß mit Abstand am besten gefallen. Unter Verwendung komplexer methodischer Ansätze konnte im Rahmen der Arbeit ein bislang unbekannter klinisch relevanter Pfad identifiziert werden“, so DLS-Vorstandsmitglied Franziska C. Trudzinski.
Der DLS-Dissertationspreis für die beste klinische Arbeit ging an die 31-jährige Dr. Karlotta Schlösser (Foto) aus Köln.