Im Rahmen des 65. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Leipzig wurden am 10. April 2025 die diesjährigen DGP-Forschungspreise vergeben. Beide Auszeichnungen gingen an Forschende des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL).
Der DGP-Forschungspreis für experimentelle Medizin, dotiert mit 10.000 Euro, ging an DZL-Wissenschaftler Dr. Lin Yang, Postdoctoral Fellow am Institute of Lung Health and Immunity (LHI) und Precision Regenerative Medicine (PRM) des Helmholtz Munich (DZL-Standort CPC-M). Ausgezeichnet wurde Yangs grundlagenwissenschaftliche Arbeit zur Entwicklung von LungVis 1.0, einer hochmodernen Tech-Plattform zur präklinischen Analyse der pulmonalen Wirkstoffverteilung.
„Mit dieser eindrucksvollen Leistung liefert Dr. Lin Yang nicht nur wichtige neue Erkenntnisse für effektives Medikamentenmanagement, sondern bereitet auch den Boden für innovative Darstellungsmöglichkeiten des gesamten Lungensystems“, betonte DGP-Präsident Prof. Wolfram Windisch in seiner Laudatio.
LungVis 1.0 kombiniert Künstliche Intelligenz mit fortschrittlichen Bildgebungsverfahren und gibt laut Yang „bisher unvergleichliche Einblicke in die pulmonale Wirkstoffabgabe und zelluläre Mechanismen in präklinischen Tiermodellen“. In einem Mausmodell konnten Yang und sein Team mithilfe von fluoreszierenden Partikeln die Atemwege segmentieren und die Verteilung bestimmter Zelltypen in verschiedenen Lungenregionen untersuchen.
„Mit ‚LungVis‘ können wir herausfinden, wie viel Medikamentendosis in welche Lungenregionen gelangt. Das ist sehr wichtig, damit die Therapie – abhängig vom Krankheitsbild – richtig wirken kann. Denn je nach Krankheit kann der Ursprung in unterschiedlichen Lungenregionen liegen“, erklärte Yang.
Die Plattform soll kontinuierlich weiterentwickelt und als Open Source der Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt werden. „Meine Vision ist es, in naher Zukunft ein komplettes ‚LungVis‘-Ökosystem bereitzustellen, mit dem wir in der Lage sein werden, das gesamte Ökosystem der Lunge, einschließlich der Atemwege, Blut- und Lymphgefäße, ganzheitlich abzubilden und zu analysieren“, so Yang.
Prof. Antje Prasse vom DGP-Vorstand würdigte die Leistung: „Dr. Lin Yang ist ein leuchtendes Beispiel für den wissenschaftlichen Nachwuchs und ein Beweis dafür, dass exzellente Forschung der Schlüssel zur Zukunft der Medizin ist.“
Der ebenfalls mit 10.000 Euro dotierte DGP-Forschungspreis für klinische Medizin wurde in diesem Jahr geteilt und ging an zwei DZL-Forschende: Dr. Judith Brock von der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg und Privatdozent Dr. Mustafa Abdo, der die eingereichten Studien an der LungenClinic Grosshansdorf durchgeführt hat und seit einigen Wochen ebenfalls an der Thoraxklinik Heidelberg tätig ist.
Brock untersuchte in einer retrospektiven Studie mit über 500 Patienten mit schwerer COPD, wie sich das Risiko eines Pneumothorax nach endobronchialer Ventilimplantation besser einschätzen lässt. Dabei zeigte sich unter anderem, dass das Risiko von der Lage und Größe des behandelten Lungenlappens abhängt.
„Während einige Patientinnen und Patienten trotz Pneumothorax von der Ventil-Implantation profitieren, sind andere nach dem Lungenkollaps erheblich beeinträchtigt. Deswegen wollten wir wissen: Welche Unterschiede gibt es bei den Schweregraden des Pneumothorax und wie wirken sich diese auf die klinische Praxis aus?“, so Brock. Die Arbeit wurde im November 2024 im Fachjournal Chest veröffentlicht.
Mustafa Abdo erhielt den Preis für zwei Studien, die unterschiedliche klinische Subgruppen von COPD-Erkrankten untersuchten. In einer Studie analysierte sein Team zwei Formen der Herzbeeinträchtigung – HFpEF und eine COPD-spezifische Einschränkung der Blutrückführung zum Herzen – die beide mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko einhergehen. „Wir fanden heraus: Durch ein gezieltes Management der unterschiedlichen Herzprobleme könnte die Lebenserwartung dieser COPD-Erkrankten verbessert werden“, fasst Abdo zusammen.
In einer weiteren Studie untersuchte Abdo gemeinsam mit seiner DZL-Kollegin Dr. Frauke Pedersen den Entzündungsbotenstoff Interleukin-33 im Sputum von Asthma- und COPD-Patienten. Besonders bemerkenswert: Bei ehemaligen Rauchenden mit COPD fanden sie deutlich höhere IL-33-Konzentrationen als bei aktiv Rauchenden. „Besonders Ex-Raucherinnen und -Raucher könnten also von einer Therapie gegen Interleukin-33 profitieren“, so Abdo.
Beide Studien wurden in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht (American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine und European Respiratory Journal).
Prof. Alexandra Preisser würdigte im Namen der Jury die Bedeutung der Arbeiten: „Die beiden diesjährigen Preisträger haben mit ihrer Forschung nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur pneumologischen Wissenschaft geleistet, sondern auch eindrucksvoll gezeigt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse in den klinischen Alltag übertragen werden können.“
Dr. Lin Yang, Dr. Judith Brock und PD Dr. Mustafa Abdo gemeinsam mit dem stellvertretenden DGP-Präsidenten Prof. Dr. Christian Taube und DGP-Präsident Prof. Dr. Wolfram Windisch. Fotos: DGP.
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