Die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) vergibt jedes Jahr den "Förderpreis für Allergen Immuntherapie", gestiftet von der Allergopharma GmbH & Co. KG. Diesmal erhält den mit 5.000,- Euro dotierten Preis der DZL-PI Dr. Ulrich Zißler vom Zentrum für Allergie & Umwelt (ZAUM) der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz Zentrums München (HMGU). Die Verleihung des Preises fand im Rahmen des Deutschen Allergiekongresses in Dresden statt.
Der Förderpreis der DGAKI wird für herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Allergologie und klinischen Immunologie vergeben und dient der Förderung junger, aufstrebender Wissenschaftler. Für eine Prämierung kommen Arbeiten in Frage, die sich mit diagnostischen und therapeutischen Fragestellungen auf dem Gebiet der spezifischen Immuntherapie befassen. Gemeinsam mit seinem Team am Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM, Leitung Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber) und dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) hatte Dr. Zißler einer im Fachjournal "Allergy" veröffentlichten Studie herausgefunden, dass bei der Allergen-spezifischen Immuntherapie in den unteren Atemwegen der anti-entzündliche Mediator Secretoglobin 1A1 induziert wird und den Allergie-assoziierten Mediatoren entgegenwirkt.
In einer klinischen Studienkohorte konnte nachgewiesen werden, dass sekretierte Proteine durch die allergen-spezifische Immuntherapie in der Lunge direkt reguliert werden. Der dadurch eingeleitete anti-entzündliche Prozess wirkt sich direkt auf das Lungenepithel aus und beeinflusst die Ausschüttung der entzündlichen Mediatoren Interleukin-4 und IFN-gamma auf die Epithelzellen. Diese sekretieren Proteine als Antwort auf diese Stimuli - Schlüsselmediatoren bei allergischen oder viralen Reaktionen. „Wir konnten sowohl in vivo im induzierten Sputum als auch in vitro in der Zellkultur zeigen, dass durch Secretoglobin und Interleukin-24 eine antagonistische Regulation stattfindet“, fasst Dr. Ulrich Zißler, neben Prof. Carsten Schmidt-Weber und PD Dr. Adam Chaker Hauptautor der Studie, zusammen. “Interessanterweise konnten wir diese Regulation nicht nur in Asthma-Patienten, sondern auch in Heuschnupfen-Patienten sehen, die üblicherweise eine Symptomlast in den oberen Atemwegen aufweisen. Dabei haben wir beobachtet, dass Interleukin-24 durch Secretoglobin herabreguliert wurde, so dass es einen potenziellen Biomarker der anti-allergischen Entzündung und einer polarisierten epithelialen Antwort auf Th2-Stimulation darstellt", so Zißler weiter. "Diese Ergebnisse konnten wir in einer unabhängigen Immuntherapiekohorte mit 57 Patienten ebenfalls zeigen“, sagt PD Dr. Chaker, HNO-Arzt am Klinikum Rechts der Isar, der die Rekrutierung der Kohorten durchgeführt hat. Ulrich Zißler erklärt weiter: "Durch die Immuntherapie wurden die bei Asthmatikern und Rhinitikern stark verringerten Spiegel an anti-entzündlichem Secretoglobin sowohl in Lungenüberständen wie auch in nasalen Sekreten und Serumproben wieder auf das Niveau von gesunden Kontrollprobanden gehoben."
In der Zellkultur testeten die Wissenschaftler daraufhin, wie Secretoglobin auf die Epithelzellen allein oder in Kombination mit einem allergischen Stimulus wirkt. Dazu setzten sie Epithelzellen dem Zytokin einzeln wie auch gemeinsam mit Hausstaubmilben-Extrakt aus. „Interessanterweise zeigte sich ein Muster der Regulation, wie wir es aus der T-Zell-Immunologie bereits seit vielen Jahrzehnten kennen“, konstatiert Dr. Zißler. Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass die Regulation von Epithelzellen in der allergen-spezifischen Immuntherapie durch anti-entzündliche Mediatoren gesteuert wird.
„Bisher wurde die Rolle der anti-entzündlichen Mediatoren in der Immuntherapie nur auf Zellen des Immunsystems zurückgeführt. In unserer Studie konnten wir zeigen, dass das Lungenepithel selbst eine aktive Rolle in der Regulation der allergischen Entzündung spielt. Der beschriebene Mechanismus der Epithelzellen zeigt, dass man auch ohne das Immunsystem, z.B. durch inhalative Erkrankung auf entzündliche Prozesse in den Atemwegen Einfluss nehmen könnte“, so Zißler.