Nachwuchswissenschaftler:innen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) und der Academy des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) diskutierten am 22./23. November 2024 die neuesten Erkenntnisse zu Lungenerkrankungen und innovativen Forschungsmethoden. Neben inspirierenden Keynotes standen vor allem die Nachwuchswissenschaftler:innen im Rampenlicht.
Im kurzzeitig verschneiten Freiburg nahmen etwa 100 Wissenschaftler:innen am ersten gemeinsamen DGP/DZL Academy Lung Science Meeting teil, welches von der Freiburger Klinik für Pneumologie mit organisiert wurde. Dort hatten, neben den renommierten Keynotes, auch 18 Nachwuchswissenschaftler:innen die Gelegenheit, ihre innovativen Forschungsergebnisse in einer der fünf thematischen Sessions vorzutragen. Dieser Austausch wurde durch lebhafte Diskussionen im Anschluss an die Vorträge und durch zwei Poster-Sessions gefördert. Ziel ist durch die Zusammenarbeit von Kliniker:innen und Grundlagenwissenschaftler:innen schneller neue Therapien in die Klinik zu bringen.
Jede der thematischen Sessions startete mit der Keynote eines renommierten Wissenschaftlers. Den Auftakt machte Prof. Ian Adcock vom National Heart & Lung Institute, Imperial College London, in der Session Obstruktive Lungenerkrankungen mit einem faszinierenden Vortrag zum Thema „Omics und Biomarker bei Atemwegserkrankungen". Er erläuterte eindrucksvoll, wie Multiomics-Methoden in der Lungenforschung zur Verbesserung der Vorhersage von Krankheitsverläufen bzw. des Ansprechens auf Medikamente beitragen. „Omics“-Methoden dient als Oberbegriff für eine Vielzahl molekularbiologischer Methoden, mit denen bei Patient:innen tausende von Merkmalen analysiert werden, um ihren individuellen Krankheitsverlauf zu analysieren. Wesentlich für den Forschungserfolg ist hierbei die Zusammenarbeit von Medizinern, Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Datenwissenschaftlern.
Ein weiteres Highlight der Tagung setzte die zweite Keynote: Matthias Mau und Dr. Samuel Rupprechter von ML Architects Basel (MLAB) brachten Licht in den oft undurchsichtigen Hype um Künstliche Intelligenz (KI). In ihrem Vortrag „Entmystifizierung des Daten- und KI-Hypes: Einführung in Begriffe und Definitionen sowie Anwendungen in der medizinischen Forschung und Lungenwissenschaft“ führten sie das Publikum mit anschaulichen Beispielen in die Welt der KI ein und zeigten auf, wie diese bereits heute – und in Zukunft noch verstärkt – in der medizinischen Forschung eingesetzt werden kann.
Am Nachmittag setzte die dritte Session des Tages den Fokus auf Neue Methoden zur Erforschung der Lungengesundheit und Lungenerkrankungen. Für die Keynote wurde Prof. Maria Belvisi vom Imperial College London, die auch Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des DZL ist, live zugeschaltet. Sie vermittelte einen inspirierenden Einblick in ihren beeindruckenden Karriereweg, der akademische Forschung mit Tätigkeiten in der Pharmaindustrie vereint. Der Tag fand mit einem gemeinsamen Dinner und einem stimmungsvollen Networking-Event in der Freiburger Innenstadt einen schönen Abschluss.
Den zweiten Tag eröffnete Prof. Franziska Trudzinski von der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg mit ihrem aufschlussreichen Vortrag „Lungenerkrankungen aus einer Geschlechterperspektive: Die Rolle des Geschlechts in der Lungenmedizin“. Mit faszinierenden Einblicken beleuchtete sie nicht nur die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Patient:innen mit Lungenerkrankungen, sondern auch, wie diese Unterschiede die Behandlung durch Ärzt:innen beeinflussen. Es folgten weitere Vorträge der Nachwuchswissenschaftler:innen zum Thema Infektiöse Lungenerkrankungen mit einem Fokus auf fortschrittliche molekularen Mechanismen, innovativen Behandlungsansätzen und translationalen Entwicklungen.
In der abschließenden Session der Tagung zum Thema Interstitielle Lungenerkrankungen zog Prof. Janette Burgess vom Medical Center Groningen den Auftakt mit ihrem Vortrag „Die extrazellulären Matrix als aktiver Bestandteil in der Pathogenese von Lungenerkrankungen“ in ihren Bann. Sie verdeutlichte, wie die extrazelluläre Matrix nicht nur eine passive Struktur, sondern ein aktiver Akteur in der Krankheitsentstehung der Lunge ist – ein Thema, das innovative Forschungsansätze fordert. Mit ihrer inspirierenden Zusammenfassung der Tagung stellte sie fest: „Die Zukunft der Lungenforschung ist in guten Händen, mit einer beeindruckenden Vielfalt an wissenschaftlichen Ansätzen, die in ganz Deutschland vorangetrieben werden.”
Gemeinsames Meeting bot Nachwuchswissenschaftler:innen eine gute Plattform zum Austausch
Nachwuchswissenschaftlerin Sneha Nemani (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck), Mitglied des Organisationsteams und der DZL Academy, bewertete das gemeinsame Meeting als Erfolg und betonte: „Diese Art von Tagung fördert die Zusammenarbeit und eröffnet die Möglichkeit, das Portfolio der Nachwuchswissenschaftler:innen zu erweitern. Es war besonders wichtig, Wissenschaftler:innen aus so vielen unterschiedlichen Bereichen der Lungenforschung einzubeziehen, darunter Ärzt:innen, translationale Wissenschaftler:innen und sogar Ingenieur:innen, die mit KI arbeiten. Zudem war es sehr durchdacht, die Nachwuchswissenschaftler:innen nicht nur mit Vorträge und Postern einzubinden, sondern sie auch in das Organisationsteam und als Session-Moderator:innen einzusetzen. Dies bietet allen Beteiligten wertvolle Praxiserfahrungen und neue Lernmöglichkeiten.“
Quelle: Lungenfachtagung für Nachwuchswissenschaftler:innen des DZL und der DGP - TLRC Heidelberg