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3. Juli 2017

Lungenhochdruck: DZL-Wissenschaftler etablieren neues Katheter-Verfahren

News 26-2017 DE

Pulmonale Ballonangioplastie (BPA) zur Behandlung von Patienten mit inoperabler CTEPH...

Unter Federführung von DZL-Forschern wurde erstmals in Deutschland eine multizentrische Studie zur Behandlung von inoperablen Patienten mit Chronisch Thromboembolischer Pulmonaler Hypertonie (CTEPH, einer auf Vernarbungen in den Lungenarterien beruhenden Form des Lungenhochdrucks) mittels pulmonaler Ballonangioplastie (BPA), einem Katheter-gestütztem Verfahren, durchgeführt.

Hierdurch konnte eine signifikante Besserung der körperlichen Belastbarkeit und der pulmonalen Hämodynamik nachgewiesen werden. Insgesamt wurden 266 Eingriffe an 56 Patienten an zwei Standorten des Deutschen Zentrums für Lungenforschung vorgenommen – an der zum Universities of Giessen and Marburg Lung Center (UGMLC) gehörigen Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim und an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Auch Kardiologen des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) waren an der Studie beteiligt. Die Ergebnisse dieser Reihenuntersuchung sind kürzlich in der hochrangigen Fachzeitschrift European Respiratory Journal (ERJ) erschienen.

Die CTEPH ist eine schwere und lebensbedrohende Erkrankung, bei der sich aufgrund von narbigen Verengungen oder Verschlüssen der Lungenarterien ein Lungenhochdruck und damit eine Rechtsherzbelastung entwickeln. Meistens ist die CTEPH eine Folge von Lungenembolien. Hauptsymptom ist eine zunehmende Atemnot bei Belastung und im weiteren Verlauf auch in Ruhe. Bei etwa zwei Drittel der Patienten können die Vernarbungen durch eine operative Ausschälung der Lungenarterien (pulmonale Endarteriektomie) entfernt werden, was meist zu einer Normalisierung des Lungenhochdrucks und der Rechtsherzfunktion führt.

Für die nicht-operablen Patienten steht mit dem Wirkstoff Riociguat mittlerweile eine gezielte medikamentöse Therapie zur Verfügung. Dieser Stimulator der löslichen Guanylatzyklase wurde von dem UGMLC Team in Giessen unter Federführung von DZL-Forscher Prof.  Ardeschir Ghofrani entwickelt und ist die einzige zugelassene Substanz für diese Patienten (veröffentlicht im New England Journal of Medicine).

Daneben stellt die pulmonale Ballonangioplastie (BPA) eine neue Behandlungsoption für inoperable CTEPH-Patienten dar. Hierbei werden die verengten Gefäße mittels Ballon-Kathetern aufgedehnt und dabei die narbigen Fasern verdrängt. Üblicherweise sind vier bis sechs Sitzungen erforderlich, um alle betroffenen Lungenabschnitte ausreichend zu behandeln.

Diese Methode wurde bereits vor mehr als 15 Jahren beschrieben, aber wegen schwerwiegender Komplikationen und hohen Sterblichkeitsraten zunächst nicht weiter verfolgt. Seit etwa 2010 wurden größere Patientengruppen vor allem in japanischen Zentren mittels BPA behandelt. Mittlerweile wurde dieses Konzept auf einige europäische CTEPH-Zentren übertragen: Nachdem die Methode bereits in 2013 in Hannover unter Leitung der DZL-Forscher Prof. Marius Hoeper (Leiter der Ambulanz für Lungenhochdruck, MHH) und Prof. Bernhard Meyer (Leiter des Schwerpunkts Interventionelle Radiologie, MHH) eingeführt wurde, etablierte auch die Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim, die seit vielen Jahren internationales Referenzzentrum für die Behandlung der CTEPH ist, das Verfahren. Mittlerweile gehört sie nicht nur zu den vier größten chirurgischen Zentren, sondern nach etwa 600 Interventionen in über 125 Patienten auch zu den größten BPA-Zentren weltweit.

Aufgrund dieses besonderen Erfahrungsschatzes wurden in der Kerckhoff-Klinik erstmalig Hybrid-Eingriffe an schwerstkranken CTEPH-Patienten durchgeführt, bei denen intraoperativ nach pulmonaler Endarteriektomie auch eine BPA durchgeführt wurde. Diese komplexe Behandlungsstrategie, die unter der Leitung von DZL-Wissenschaftler Prof. Eckhard Mayer (Direktor der Abteilung für Thoraxchirurgie, Kerckhoff-Klinik) entwickelt worden ist, wurde federführend von Dr. Christoph B. Wiedenroth (Oberarzt der Abteilung für Thoraxchirurgie, Kerckhoff-Klinik), der das BPA-Programm koordiniert, im Journal of Heart and Lung Transplantation publiziert.

Wie sich die Methode der BPA langfristig auf den Verlauf der Krankheit auswirkt, muss in weiterführenden Studien gezeigt werden, die eine Nachbeobachtung über einen längeren Zeitraum erfassen. „Die Strukturen des Deutschen Zentrums für Lungenforschung,  das die Kooperation zwischen Kompetenzzentren gezielt fördert und auch diese erste Studie finanziell unterstützt hat, helfen dabei sehr. Die nächsten gemeinsamen Projekte mehrerer Standorte auf unserem Spezialgebiet Pulmonale Hypertonie sind bereits in Vorbereitung“, erklärt DZL-Forscherin PD Dr. Karen Olsson (MHH).

 

Weitere Informationen

Publikationen:

Olsson KM*, Wiedenroth CB*, Kamp JC, Breithecker A, Fuge J, Krombach GA, Haas M, Hamm C, Kramm T, Guth S, Ghofrani HA, Hinrichs JB, Cebotari S, Meyer K, Hoeper, MM, Mayer E, Liebetrau C, Meyer BC. Balloon pulmonary angioplasty for inoperable patients with chronic thromboembolic pulmonary hypertension: the initial German experience. Eur Respir J. 2017 Jun 8;49(6). pii: 1602409. doi: 10.1183/13993003.02409-2016. Print 2017 Jun. PubMed PMID: 28596435.

Ghofrani HA, D'Armini AM, Grimminger F, Hoeper MM, Jansa P, Kim NH, Mayer E, Simonneau G, Wilkins MR, Fritsch A, Neuser D, Weimann G, Wang C, Group C-S. Riociguat for the treatment of chronic thromboembolic pulmonary hypertension. N Engl J Med 2013: 369(4): 319-329.

Wiedenroth CB*, Liebetrau C*, Breithecker A, Guth S, Lautze HJ, Ortmann E, Arlt M, Krombach GA, Bandorski D, Hamm CW, Mollmann H, Mayer E. Combined pulmonary endarterectomy and balloon pulmonary angioplasty in patients with chronic thromboembolic pulmonary hypertension. J Heart Lung Transplant 2016: 35(5): 591-596.

* Diese Autoren haben gleichermaßen beigetragen.

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