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14. Dezember 2016

Lungenkrebs: Wie der Tumor seinen Gegenspieler p53 umdreht

News 29-2016 DE

Wissenschaftler um den DZL-Forscher Professor Dr. Thorsten Stiewe entdeckten einen Mechanismus, wie Mutationen des Gens p53 die Metastasierung von Krebszellen ankurbeln. Wenn der Krebshemmer p53 Tumore fördert statt verhindert, bedient er sich eines ‚Helfers‘, den Tumorzellen brauchen, um in die Lunge einzudringen. Die Studie erschien in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins PNAS und wurde u. a. vom Deutschen Zentrum für Lungenforschung gefördert.

Das Gen p53 wirkt in gesunden Körperzellen als Tumorsuppressor, verhindert also Krebs. In Tumorzellen jedoch ist p53 mutiert, so dass es unwirksam ist. „Da p53 bei Krebs¬patienten das am häufigsten abgewandelte Gen ist, gilt das mutierte Gen seit langem als Traumziel für die Krebstherapie“, erklärt Seniorautor Thorsten Stiewe, Professor für molekulare Onkologie an der Philipps-Universität Marburg und DZL-Wissenschaftler im Krankheitsbereich Lungenkrebs. Den Ausfall eines Genprodukts zu ersetzen, ist jedoch pharmakologisch nicht leicht zu bewerkstelligen.

Mitunter kehrt sich die Aktivität von p53 aber auch um: Dann bewirkt eine Mutation nicht, dass p53 seine krebshemmende Funktion verliert, sondern es fördert Tumore sogar. Wie kommt es dazu?

Das Team um Stiewe untersuchte p53-Mutanten, die nicht nur den Aus¬fall der ursprünglichen Genaktivität zur Folge haben, sondern zu einer neuen Funktion führen. „Wir zeigen in unserer Studie, dass p53-Mutanten das Gen ENTPD5 aktivieren“, legt Stiewe dar. ENTPD5 sorgt dafür, dass Proteine der Zelloberfläche korrekt gefaltet und chemisch modifiziert werden. „Zu diesen Proteinen zählen insbesondere Schlüsselproteine für Zellwanderung“, erläutert der Krebsforscher.

Welche Bedeutung dieser Befund für die Krebsmedizin hat, zeigten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Marburg und Halle im Mausmodell: Schaltet man ENTPD5 aus, so bilden sich keine Kolonien von Tumorzellen in der Lunge. Dies belegt, dass ENTPD5 für die Metastasenbildung erforderlich ist, also für die Ausbreitung einer Krebserkrankung.

„Wir verstehen jetzt viel besser, wie p53-Mutationen die Metastasierung von Krebszellen ankurbeln“, resümiert Stiewe. „Darüber hinaus haben wir eine attraktive Zielstruktur gefunden, die neue Therapien gegen besonders aggressive Tumorarten möglich machen könnte!“

Wissenschaftlicher Ansprechpartner

Professor Dr. Thorsten Stiewe,
Institut für molekulare Onkologie Philipps-Universität Marburg
(DZL-Standort UGMLC)
Tel.: 06421 28-66280
E-Mail: thorsten.stiewe@uni-marburg.de

 

Weitere Informationen

Originalpublikation:

Vogiatzi F, Brandt DT, Schneikert J, Fuchs J, Grikscheit K, Wanzel M, Pavlakis E, Charles JP, Timofeev O, Nist A, Mernberger M, Kantelhardt EJ, Siebolts U, Bartel F, Jacob R, Rath A, Moll R, Grosse R, Stiewe T. Mutant p53 promotes tumor progression and metastasis by the endoplasmic reticulum UDPase ENTPD5. PNAS 2016 Dec 12. [Epub ahead of print] DOI: 10.1073/pnas.1612711114

Quelle: idw

 

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