DZL-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen unter Verwendung des DZL Data Warehouse, nach welchen Kriterien Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs für CT-basierte Vorsorgeuntersuchungen ausgewählt werden sollten, um die Sterblichkeit zu senken.
Nordamerikanische und europäische wissenschaftliche Studien aus der jüngsten Vergangenheit belegen, dass durch Vorsorgeuntersuchungen, die auf Computertomographie (CT) basieren, die Sterblichkeit bei Lungenkrebs gesenkt werden kann. Die deutschen Richtlinien für die Lungenkrebsbehandlung und -prävention von 2018 enthalten die Möglichkeit, für Patientinnen und Patienten mit „definiertem Risiko“ ein jährliches Screening per CT zu empfehlen. Eine wichtige Einflussgröße für den Erfolg eines solchen „Screenings“ ist die Festlegung der Kriterien, nach denen die zu untersuchenden Patientinnen und Patienten ausgewählt werden. Vor Einführung eines landesweiten Lungenkrebs-Screening-Programms in Deutschland haben DZL-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher die Auswahlkriterien internationaler Studien in der deutschen Bevölkerung bewertet und ihre Ergebnisse im Fachjournal Cancer Medicine veröffentlicht.
Die Studie war unter anderem durch eine Förderung ermöglicht worden, die zur Schaffung von Show-Case-Szenarien zur Verwendung des DZL Data Warehouse intern ausgeschrieben und mit Hilfe einer an den DZL e. V. gerichteten Erbschaft finanziert wurde.
Am Beispiel von Daten von Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs aus dem DZL Data Warehouse und unter Beteiligung aller DZL-Standorte wurden verschiedene Algorithmen und Modelle zur Auswahl von Personen für das Screening angewendet und miteinander verglichen. Modelle, die mehrere verschiedene Kriterien wie beispielsweise persönliche Vorgeschichte einer Krebserkrankung, familiäre Krebserkrankung, BMI, respiratorische Ko-Morbiditäten nutzen, schnitten hierbei besser ab als Modelle, die z. B. nur Raucherstatus oder Alter heranzogen.
Bezüglich der Sensitivität der Einschlusskriterien erwies sich eines der Modelle für die meisten Lungenkrebsarten als gut geeignet. Ausnahmen waren dabei die Formen des sogenannten kleinzelligen und großzelligen Lungenkrebses. Allerdings schnitten alle bisher in Studien verwendeten Modelle in der Gruppe der weiblichen Patientinnen weniger gut ab: Es wurden vergleichsweise weniger Patientinnen für das Screening identifiziert. Ein möglicher Grund könnte sein, dass das Kriterium „Rauchen“ in der Gruppe der Patientinnen im Vergleich zur männlichen Gruppe seltener ist und damit generell weniger weibliche „Risikopatienten“ identifiziert werden.
Die Autoren schlussfolgern, dass angesichts der steigenden Lungenkrebsinzidenz bei Frauen alle Auswahlkriterien dahingehend überprüft werden sollten, wie dieses geschlechtsspezifische Gefälle geschlossen werden kann. Dies gelte insbesondere bei der Umsetzung eines groß angelegten Lungenkrebsvorsorgeprogramms in Deutschland.
Originalpublikation:
Walter J, Kauffmann-Guerrero D, Muley T, Reck M, Fuge J, Günther A, Majeed RW, Savai R, Koch I, Dinkel J, Schneider C, Senghas K, Kobinger S, Manapov F, Thomas M, Kahnert K, Winter H, Behr J, Tammernägi M, Tufman A. Comparison of the sensitivity of different criteria to select cancer patients for screening in a cohort of German patients. Cancer Med 2023 doi: 10.1002/cam4.5638.