Ein einfaches Blutbild mit Bestimmung des Monozyten-Werts kann Prognosevorhersagen über den Krankheitsverlauf von Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose (IPF) erlauben. Dies könnte Ärzten und Patienten helfen, die weitere Therapiestrategie zu planen. Zu dieser Erkenntnis gelangten DZL-Forscher in einer kürzlich in der Fachzeitschrift American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine erschienen Analyse mit 2067 Patienten, die im Rahmen einer internationalen Kollaboration entstanden ist.
Bei Patienten mit IPF kommt es zu einer fortschreitenden und irreversiblen Vernarbung des Lungengewebes, die sich in zunehmender Luftnot der Patienten äußert und unbehandelt innerhalb von etwa 2-5 Jahren nach Diagnosestellung zum Tod führt. Da IPF nicht heilbar ist, zielen heutige Therapien vor allem darauf ab, das Fortschreiten der Vernarbungen zu verlangsamen.
Die Krankheitsverläufe von Patienten mit IPF unterscheiden sich stark, deshalb ist es für Ärzte schwer vorherzusagen, wie schnell die Krankheit voranschreiten wird und welche Lebenserwartung ein Patient hat. Um zukünftig genauere Prognosen abgeben zu können, suchen Wissenschaftler nach einfachen und kostengünstigen Biomarkern — messbaren Veränderungen im Körper der Patienten, die Rückschlüsse auf den weiteren Krankheitsverlauf erlauben. Als potentiell geeigneter Biomarker kann ein einfaches Blutbild von IPF-Patienten dienen, denn eine vorherige Studie zeigte, dass eine stark erhöhte Anzahl (≥0,95 GI/L) bestimmter weißer Blutkörperchen — den Monozyten — auf ein erhöhtes Sterberisiko der Erkrankten hindeutet.
Ein Team von DZL-Wissenschaftlern der Thoraxklinik Heidelberg in Kollaboration mit internationalen Forschungsgruppen hat nun die Eignung des Monozyten-Werts als prognostischen Biomarker bei IPF weiter untermauert. Die Forscher untersuchten, ob die Anzahl von Monozyten im Blut von IPF-Patienten im Zusammenhang mit der Schwere des Krankheitsverlaufs der Patienten steht. Für die Studie analysierten sie rückblickend Daten dreier vorangegangener Studien mit insgesamt 2067 IPF-Patienten. Sie fanden heraus, dass auch Patienten mit leicht erhöhten Monozyten-Werten (≥0,6 GI/L) ein höheres Risiko für schwerere Krankheitsverläufe haben. Innerhalb eines Jahres nach der Blutuntersuchung waren sie mit höherer Wahrscheinlichkeit im Krankenhaus behandelt worden und hatten ein höheres Sterberisiko, als Patienten mit geringen Monozyten-Werten (<0,6 GI/L). Im klinischen Alltag könnte der Monozyten-Wert helfen Patienten zu identifizieren, die ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben und zusätzliche Informationen liefern, um Patienten bezüglich einer Therapie zu beraten.
Die Ergebnisse dieser Studie bieten eine Grundlage für zukünftige prospektive klinische Studien, in denen die Bedeutung des Monozyten-Werts als einfacher und kostengünstiger Biomarker in der Diagnostik und Behandlung von IPF und anderen Formen der interstitiellen Lungenerkrankungen weiter erforscht werden kann.
Monocyte Count as a Prognostic Biomarker in Patients with Idiopathic Pulmonary Fibrosis. Kreuter M, Lee JS, Tzouvelekis A, Oldham JM, Molyneaux PL, Weycker D, Atwood M, Kirchgaessler KU, Maher TM. Am J Respir Crit Care Med. 2021 Jan 12. doi: 10.1164/rccm.202003-0669OC. Online ahead of print. PMID: 33434107
Quelle: TLRC