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Foto von Bas van Breukelen auf Unsplash
3. November 2023

Autoantikörper bei idiopathischer Lungenfibrose als potenzielle Biomarker entdeckt

News  DE

Die idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist eine derzeit unheilbare Erkrankung, die in der Regel innerhalb von zwei bis fünf Jahren nach Diagnosestellung tödlich endet. Obwohl neu zugelassene antifibrotische Medikamente wie Pirfenidon und Nintedanib das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können, bleibt die Lungentransplantation die einzige definitive Behandlungsoption für IPF.

DZL-Wissenschaftler um Dr. Herbert Schiller vom Helmholtz Munich haben nun festgestellt, dass auch bei IPF-Patienten Autoantikörper vorkommen. Die Forscher nehmen an, dass sie sich als Biomarker eignen, um den Krankheitsverlauf vorherzusagen. Denn das Vorkommen bestimmter Autoantikörper war mit einer verringerten Überlebensrate verbunden.

Durch Autoimmunität bedingte interstitielle Lungenerkrankungen wie die bindegewebsbedingte interstitielle Lungenerkrankung (CTD-ILD) haben eine bessere Prognose. Bei ihnen haben die Patienten Autoantikörper, mit denen Ärzte die Erkrankung diagnostizieren und klassifizieren können.

Bisher ging man davon aus, dass Entzündungen und Autoimmunität bei IPF keine Rolle spielen. Neuere Studien zeigen jedoch, dass Autoimmunität auch bei IPF beteiligt sein könnten. Dieser bislang wenig bekannte Rolle von Autoantikörpern bei Entstehung und Verlauf von IPF wollten die Forschenden mithilfe von Autoantikörper Profilen nachgehen.

Datenanalyse mit neu entwickelter Methode

Die Forschenden untersuchten an bereits veröffentlichten Datensätze, welche Antikörper bei IPF- bzw. CTL-ILD-Patienten im Krankheitsverlauf vorkommen. Für die Erstellung der Autoantikörperprofile entwickelten sie einen Test, der auf der Massenspektrometrie basiert.

Die Studienergebnisse zeigten eine deutliche Zunahme bestimmter Antikörper bei Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose. Es wurde eine spezifische Autoimmunsignatur ermittelt, die mit einem kürzeren transplantationsfreien Überleben bei IPF-Patienten verbunden ist und die über längere Zeit bestehen bleibt. Besonders auffällig war, dass Autoantikörper gegen ein bestimmtes Protein mit einer niedrigeren Überlebensrate einhergingen. Das deutet darauf hin, dass diese Autoantikörper als Biomarker für die Vorhersage des Krankheitsverlaufs dienen könnten.

Konzept der schützenden Autoimmunität

Die Studie deckte auch Autoreaktivitäten auf, die mit einem bessern Krankheitsverlauf verbunden waren. Kürzlich wurde das Konzept einer schützenden Autoimmunität bei COVID-19 eingeführt. Dies basiert auf der Entdeckung, dass Autoantikörper gegen bestimmte Chemokine mit günstigen Krankheitsverläufen zusammenhängen. Zudem zeigte sich, dass sie die Wahrscheinlichkeit für Long-COVID ein Jahr nach der Infektion verringern könnten. Die Forschenden glauben, dass die Anwendung ihres neu entwickelten Tests auf den COVID-19-Kontext und die Autoimmunität nach einer Virusinfektion interessant und vielversprechend ist.

Rolle von Autoantikörpern bei IPF weiter erforschen

Die unerwartet hohe Verbreitung von Autoantikörpern bei idiopathischer Lungenfibrose zeige, dass weitere Forschung nötig ist, um die mögliche Rolle von Autoantikörper in der Krankheitsentwicklung oder ihren potenziellen Schutz für die Patienten zu verstehen, schreiben die Autoren. Ebenso sollten Patienten mit Autoantikörpern, die mit einem schlechteren Krankheitsverlauf einhergehen, eingehender klinisch untersucht werden.

 

Originalpublikation: Leuschner G, Semenova A, Mayr CH, et al. Mass spectrometry-based autoimmune profiling reveals predictive autoantigens in idiopathic pulmonary fibrosis. iScience. 2023;26(11):108345. Published 2023 Oct 27. doi: 10.1016/j.isci.2023.108345

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