Asthma im Kindesalter ist schwer vorherzusagen. Ein neuer Risikoscore gibt jedoch Hoffnung. Prof. Bianca Schaub vom Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) leitete eine Studie, die molekulare Marker, epidemiologische Faktoren und allergische Symptome kombiniert, um eine präzisere Prognose zu ermöglichen.
Etwa ein Drittel der Vorschulkinder zeigt asthmaähnliche Symptome wie Keuchen oder pfeifende Atmung. Bei 30 bis 40 Prozent dieser Kinder entwickelt sich später Asthma. Eine frühzeitige Identifizierung von Risikokindern ist wichtig, um rechtzeitig und individuell behandeln zu können und schwere chronische Folgeerkrankungen zu verhindern. Bestehende Risikoscores basieren oft auf aktuellen Symptomen wie frühem Keuchen oder allergischer Sensibilisierung und können kindliches Asthma nur schlecht vorhersagen.
Schon bei der Geburt lassen sich im Nabelschnurblut genetische Varianten identifizieren, die mit einer erhöhten Asthmaanfälligkeit verbunden sind. Auch epigenetische Marker, wie chemische Veränderungen an der DNA, können eine Rolle bei der Asthmaentwicklung spielen. Das Team um Prof. Schaub vom DZL-Standort München (CPC-M) entwickelte einen neuen Risikoscore, der diese genetischen Marker mit epidemiologischen Markern wie Geschlecht und familiäre Asthmaerkrankungen kombiniert. Sie bezogen auch Symptome und Diagnosen wie Keuchen, atopische Dermatitis und Nahrungsmittelallergien ein, was die Vorhersagekraft erheblich verbesserte. An dem Projekt beteiligten sich auch Forschende des DZL Standortverbunds BREATH. Die Ergebnisse könnten sowohl für die klinische Praxis als auch für zukünftige Studien von großer Bedeutung sein. Dennoch reicht auch dieser Risikoscore derzeit nicht aus, um in der Praxis angewendet zu werden.
Zukünftige Studien könnten weitere Faktoren wie die Zusammensetzung der Darmbakterien, Stoffwechselprodukte und Proteine im Körper untersuchen, um die Genauigkeit der Vorhersagen weiter zu verbessern.
Originalpublikation: Böck A, Urner K, Eckert JK, et al. An integrated molecular risk score early in life for subsequent childhood asthma risk. Clin Exp Allergy. 2024;54(5):314-328. doi: 10.1111/cea.14475