Der Weg von einer Erkenntnis im Labor bis hin zu einer medizinischen Innovation ist oft lang. Nur ein Bruchteil der neu entdeckten Wirkstoffe schafft es bis zur Anwendung beim Patienten, die durchschnittliche Entwicklungsdauer beträgt etwa 15 Jahre. Ziel der translationalen Forschung im DZL ist es, Forschungsergebnisse aus dem Labor schneller in die Praxis (engl. „bench-to-bed-side“) zu überführen.
Ein zentraler Baustein in diesem Prozess sind klinische Studien. Das DZL stellt daher jedes Jahr einen Teil seines Budgets für innovative klinische Studien zur Verfügung, die auf Initiativen von DZL-Wissenschaftlern basieren („Investigator Initiated Trials“). Diese in einem kompetitiven Verfahren vergebenen Mittel ermöglichen es den Forschenden, auf neueste Entwicklungen ihres Gebietes zu reagieren und die Ergebnisse schnellstmöglich zum Wohle der Patienten weiterzuentwickeln. So konnten im DZL bereits entscheidende translationale Erfolge verzeichnet werden, wie jüngst im Bereich der Intersititiellen (Diffus Parenchymatösen) Lungenerkrankungen.
Zudem können sich DZL-Forscher für gesonderte Mittel zur Finanzierung der Vorbereitung und Erstellung von Anträgen für klinische Studien bewerben. Durch diese Maßnahme sollen die Wissenschaftler darin unterstützt werden, klinische Studien sowohl beim DZL als auch bei anderen Förderern, zum Beispiel der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, zu beantragen.
Die Entscheidung zur Förderung klinischer Studien in der neuen Förderperiode des DZL ist gefallen: vier weitere Studien werden ab 2021 gefördert, die im Folgenden näher beschrieben werden. Darüberhinaus werden drei weitere Anträge gefördert.
Die Neomun Studie ist ein gemeinsames Vorhaben der Standorte Heidelberg (TLRC) und Gießen/Marburg (UGMLC). In einer nicht-randomisierten Phase II-Studie untersuchen die Thoraxklinik Heidelberg und das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, wie sich eine neoadjuvante Anti-PD-1 Immuntherapie bei Patienten mit Nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) auf das Tumoransprechen in Abhängigkeit der Tumorimmunsignatur auswirkt. Die Studie wird durch das MSD Investigator Initiated Studies Program sowie das NCT PoCT-Program kofinanziert.
Über einen Zeitraum von drei Jahren werden 30 Patienten mit einer Pembrolizumab-Therapie vor operativer Tumorentfernung mit 30 Patienten ohne vorherige Immuntherapie verglichen. Die Machbarkeit, Sicherheit und Effizienz dieser Therapieoption soll anhand ihrer Auswirkung auf die klinische und pathologische Tumorantwort bewertet werden. Gleichzeitig wollen die Forschenden potenzielle prognostizierende Biomarker und die Funktionsweise der Anti PD-1 Therapien im neoadjuvanten Kontext beim operablen NSCLC analysieren.
Für den Verlauf der Bronchiektasen-Erkrankungen stellt die chronische Pseudomonas aeruginosa (PA) Infektion ein besonderes Problem dar, da sie mit einer Zunahme von Mobidität und Mortalität verbunden ist. In der klinischen Praxis erfolgt deshalb häufig der Versuch einer PA-Eradikation bei Erstnachweis. Bisher gibt es für dieses Vorgehen jedoch keine ausreichende Evidenz, zudem erfolgen die Therapien häufig Off-Label.
Forschende der DZL-Standorte München (CPC), Hannover (BREATH) und Gießen/Marburg (UGMLC) sind überzeugt, dass die Verhinderung einer Chronifizierung der PA-Infektion wichtig für den weiteren klinischen Verlauf einer Bronchiektasen-Erkrankung ist. Mithilfe eines Co-Fundings durch die Firma Pari soll nun die Wirkung eines Eradikationsversuchs mit einer 4-wöchigen Therapie mit inhalativem Colistin untersucht werden. Mit der randomisierten Studie soll eine belastbare Datengrundlage für die Eradikationstherapie einer frühen PA-Infektionen bei Bronchiektasen geschaffen werden.
Das Bronchiolitis obliterans-Syndrom (BOS) ist die Hauptursache des chronischen Transplantat-Versagens (CLAD) nach Lungentransplantation. Forschende des DZL-Standorts München (CPC) haben herausgefunden, dass die Aktivität des Enzyms Cathepsin B bei BOS-Betroffenen deutlich erhöht ist. Gemeinsam mit dem Standort Giessen/Marburg (UGMLC) wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun untersuchen, ob dieses Enzyms einen therapeutischen Ansatz bietet, um das Fortschreiten von BOS zu verhindern.
Bis 2023 sollen Patientinnen und Patienten nach Lungentransplantation in zwei Schritten untersucht werden. Zum einen werden rückwirkend Lungentransplantierte der Jahre 2013 bis 2015 auf die Enzymaktivität betrachtet, und zum anderen erfolgen bei aktuellen Lungentransplantationen Follow-Up Visiten zur Validierung der Ergebnisse. Ziel ist es, so eine frühzeitige Diagnose von BOS zu ermöglichen und damit das Langzeitüberleben von Transplantierten zu verbessern.
Studien aus den USA und Europa zeigen, dass sich die Mortalitätsraten von Lungenkrebs durch Früherkennung signifikant senken lassen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der DZL-Standorte des Nordverbunds ARCN und Hannover (BREATH) rechnen damit, dass ein Lungenkrebsscreening mittels Niedrigdosis-Computertomographie (LDCT) nach einer positiven Bewertung durch das IQWiG auch in Deutschland möglich ist und durch die gesetzlichen Krankenkassen abgedeckt werden könnte.
Mit einer Co-Finanzierung durch AstraZeneca ist die HANSE-Studie so konzipiert, dass sie noch offene Fragen eines qualitätsgesicherten Lungenkrebs-Screening-Programms erforscht, wie z.B. die Definition und Ansprache der Risikopopulation und die Kosteneffizienz. Darüber hinaus wird der Effekt von weiteren, aus dem LDCT extrahierten Markern wie Emphysem- und Koronarkalzium-Scores auf die Lungen-und Herzgesundheit untersucht.