DZL-Wissenschaftler haben veränderte Zahlen von B-Zellen im Blut von Asthmatikern gefunden. Die Ergebnisse aus dem ALLIANCE-Register könnten helfen, Entzündungen in den kleinen Atemwegen zukünftig leichter festzustellen.
B-Zellen sind ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Immunsystems. Im Idealfall erkennen sie eingedrungene Krankheitserreger und produzieren spezifische Antikörper zu deren Bekämpfung. Dass eine asthmatische Erkrankung das B-Zell-Repertoire beeinflusst, war bereits aus Voruntersuchungen im Tiermodell bekannt. Wie sich dies bei Patienten mit Asthma verhält, untersuchten Forschende des ALLIANCE-Registers nun an klinischen Daten und Blutproben von mehr als 180 Patienten und gesunden Kontrollpersonen.
Die Wissenschaftler der DZL-Standorte ARCN, BREATH und CPC-M fanden heraus, dass insbesondere bei schwerem Asthma weniger unreife B‑Zellen im Blut der Patientinnen und Patienten zirkulieren als bei gesunden Vergleichspersonen. Unreife B-Zellen sind Immunzellen, die noch keinen Kontakt zu einem Krankheitserreger hatten. Mit ihren spezifischen Rezeptoren können sie Krankheitserreger, sogenannte Antigene, binden und werden daraufhin aktiviert. Diese Aktivierung ist auch als Reifeprozess bekannt, der für die Bildung von B-Gedächtniszellen und die Produktion von Antikörpern sorgt. Die von den B-Zellen gebildeten Antikörper binden die Krankheitserreger und sorgen so für deren Bekämpfung.
Besonders häufig fanden die Forschenden eine spezialisierte Form der B-Zellen, sogenannte IgA-positive B-Gedächtniszellen, bei jenen Patienten, die eine verschlechterte Lungenfunktion und eine Schädigung der kleinen Atemwege aufwiesen. IgA – Immunglobulin A – ist eine Antikörperklasse, die hauptsächlich bei der Abwehr von Krankheitserregern, die über die Schleimhäute eintreten, eine Rolle spielt. Auch waren bei Patienten mit häufigen akuten Krankheitsepisoden (Exazerbationen) vermehrt IgA-positive-B-Gedächtniszellen zu finden.
Die Ergebnisse bieten nun die Chance, Entzündungen der kleinen Atemwege zukünftig besser zu diagnostizieren. In diesem Bereich der Lunge gibt es bislang wenig andere Möglichkeiten dafür, da eine Probennahme in den fein verzweigten Atemwegen in der Regel unmöglich ist. Die biologische Bedeutung des gefundenen Zusammenhangs zwischen IgA-positiven-B-Gedächtniszellen und kleinen Atemwegen muss allerdings noch ergründet werden. Nichtsdestotrotz könnte es möglich sein, eine Asthma-Therapie zu entwickeln, die sich diesen Zusammenhang zunutze macht.
Weitere Informationen:
Originalpublikationen:
Habener A, Grychtol R, Gaedcke S, DeLuca D, Dittrich AM, Happle C, Abdo M, Watz H, Pedersen F, König IR, Thiele D, Kopp MV, von Mutius E, Bahmer T, Rabe KF, Meyer-Bahlburg A, Hansen G (2022) IgA(+) memory B cells are significantly increased in patients with asthma and small airways dysfunction. Eur Respir J (ARCN, Assoziierter Partner, BREATH, CPC-M) https://doi.org/10.1183/13993003.02130-2021
Habener A, Happle C, Grychtol R, Skuljec J, Busse M, Dalüge K, Obernolte H, Sewald K, Braun A, Meyer-Bahlburg A, Hansen G. Regulatory B cells control airway hyperreactivity and lung remodeling in a murine asthma model. J Allergy Clin Immunol. 2021 Jun;147(6):2281-2294.e7. doi: 10.1016/j.jaci.2020.09.041. Epub 2020 Nov 27. PMID: 33249168.